Eine spektakuläre Suche – aber kein Spektakel

Es ist nicht die Kernkompetenz des Museumsvereins der Stadt Forst (Lausitz) e. V. nach historisch relevanten Bodenfunden zu suchen. Dennoch beschäftigte sich die Arbeitsgruppe „Verschollenes“ des Forster Museumsvereins auch mit einem interessanten Hinweis von Rudolf Grenz aus dem Jahr 1970. Dieser besagt kurz und knapp, dass auf der Gemarkung Jethe „in den Freiheitskriegen 1813-1815 eine russische Kanone versunken ist, die bis heute nicht gehoben wurde“. Auch wenn seine Erfassungen zu Funden bzw. Fundberichten aus dem ehemaligen Kreis Sorau in der Niederlausitz einen seriösen Hintergrund haben, bleibt der Hinweis vage und ausgesprochen ungenau.

Auf Grund der örtlichen Gegebenheiten und alter Karten, darunter das betreffende Preußische Urmesstischblatt von 1845, wurde eine Suchfläche favorisiert, die aber nicht alle Suchmöglichkeiten abdecken kann!
Zunächst standen aber die unumgänglichen Behördengänge und Absprachen an, um Genehmigungen und Unterstützung einzuholen. Erstaunlicherweise gab es im ersten Anlauf keine Schwierigkeiten, wenn auch Vorbehalte gegenüber diesbezüglichen ehrenamtlichen Bemühungen von „Nichtfachleuten“ auszumachen sind.
Vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM) wurde auf Antrag der Bescheid über die Erteilung einer Nachforschungsgenehmigung nach § 10 BbgDSchG Anfang Oktober 2022 erteilt. Von der Agrargenossenschaft Gahry wurde im Vorfeld ebenso eine Betretungserlaubnis der Fläche zugesagt.

H. Miehle beim Einmessen eines Punktes.
Foto: F. Henschel

Zwischenzeitlich konnten Fachleute der Abt. Geophysik/Geotechnik der GMB GmbH gewonnen werden, die mittels eines gepunkteten Cäsium-Magnetometers, die Verdachtsfläche fachmännisch prospektieren wollten. Anfang Oktober unterbreitete die Firma ein Leistungsangebot. Die darin abgesprochenen Kosten übernimmt der Museumsverein Forst.

Am Freitag, den 28.10.200 um 08.00 Uhr, ein ausgesprochen warmer und sonniger Herbsttag, lief das Projekt Suche nach der „Kanone Jethe“ an. Daran beteiligt Heiko Miehle, Abt. Vermessung und Jürgen Miethe, Abt. Geophysik/Geotechnik, beide von der GMB GmbH. Für unterstützende Hilfe standen neun Vereinsfreunde und zwei ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger bereit.

J. Miethe mit Magnetometer beim Abgehen eines Suchkorridores
Foto: T. Haß

Zunächst wurden 6 Suchfelder in der Abmessung 50 x 50 m rechtwinklig eingemessen.
Jedes einzelne Suchfeld wurde durch Verschieben eines Bandmaßes in ein Meter breite Suchkorridore abgeteilt. Diese musste Jürgen Miethe mit seinem Cäsium-Magnetometer Streifen für Streifen abgehen. Eine Suchfläche entsprach also 2,5 km Laufstrecke. Von den geplanten 15 km hatte er bis 14.00 Uhr 10 km abgelaufen und geomagnetisch ausgemessen. Zwei Suchfelder wurden aus Zeitgründen nicht prospektiert. Man konnte ihm die Anstrengung letztlich ansehen, auch die jeweils beiden Helfer an den Bandmaßenden gerieten ins Schwitzen, hatten aber nicht dieses Laufpensum mit der Gerätetechnik zu bewältigen und wurden jeweils abgelöst.
Für den Außenstehenden ist dieser magnetische Messvorgang schon interessant, aber man hat keinerlei Kennung über Ergebnisse oder Profilbesonderheiten. Eine Grabung vor Ort war nicht vorgesehen und genehmigt.

Kurze Auswertung vor Ort
Foto: F. Henschel

Letztlich erfolgt die Auswertung der Messergebnisse durch Jürgen Miethe am Rechner in seinem Büro. Dennoch konnte er auf zwei Metallanreicherungen hinweisen. Was sich dahinter letztlich verbirgt, muss abgewartet werden, bis die Auswertungsergebnisse vorliegen und die Fachbehörde darauf basierend eine Entscheidung trifft.

Unabhängig davon, war es für uns als Verein eine wertvolle Erfahrung einen solchen speziellen Hinweis konkret nachzugehen und nicht weitere Jahre „nur“ darüber zu sinnieren. Solch ein ehrenamtlicher Einsatz, sowohl im Vorfeld und am Suchtag selbst, zeigt am deutlichsten das Engagement sowohl jedes Einzelnen als auch gemeinsam handelnd die Stärke des Ehrenamtes im Forster Museumsverein.

Foto: St. Buss

Wir danken Dr. Kersting, Dr. Agthe und L. Goldmann vom BLDAM, Herrn Schäfer und Frau Weiß von der Agrargenossenschaft Gahry sowie A. Schreyer, D. Drößler und insbesondere J. Miethe und H. Miehle von der GMB GmbH für Ihre Unterstützung.
Ich danke weiterhin allen beteiligten Vereinsfreunden und Helfern für Ihren Einsatz, auch zur Sicherstellung der Verpflegung vor Ort.

Kristian Schmidt
Vereinsvorsitzender des Museumsverein Forst