Forster Museumsverein bekommt wertvolle Gemälde geschenkt

Fünf Gemälde aus dem Nachlass des Forster Künstlers Georg Betcke L’Orange konnte der Forster Museumsverein kürzlich in die Kunstsammlung aufnehmen. Eine kleine Abordnung des Vereins machte sich auf den Weg ins 500 km entfernte Bad Pyrmont (Niedersachsen), um die wertvollen Kunstwerke in Empfang zu nehmen.

Daß die Bilder überhaupt wieder nach Forst gelangen konnten, ist einer Reihe zufälliger und glücklicher Umstände zu verdanken und offenbart gleichzeitig eine spannende Familiengeschichte.

Sammlung Hagen Pusch

Im November 2019 wurde auf der Facebook-Seite „Wir lieben Forst“ ein Gemälde mit Alpen-Motiv vorgestellt. Gemalt hatte es Georg Betcke-L’Orange – ein Forster Künstler, über den bis dato wenig bekannt war. Doch das Gemälde weckte das Interesse kunstinteressierter Forster Bürger. Um mehr über diesen Maler in Erfahrung zu bringen, starteten Hagen Pusch und Frank Henschel vom Museumsverein einen Aufruf über das Internet.
Kurze Zeit später meldete sich aus Bad Pyrmont Andreas Birr, ein weitläufig Verwandter Betcke L’Oranges, sandte einige Fotos von weiteren Gemälden und gab damit den Anstoß für weitere, umfangreichere Nachforschungen.

Georg Betcke wurde am 17. März 1873 in Berlin geboren und verbrachte einige Zeit in Forst. Adressbücher aus dieser Zeit liefern mindestens von 1925 bis 1939 Einträge zu dem Namen. Betcke war am Stadttheater als Regisseur und Oberspielleiter angestellt. Gewohnt hatte er damals in der Leipziger Straße 16.

Paula und Georg L’Orange

Nach Ende des 2. Weltkrieges wechselte Georg Betcke, inzwischen unter dem Künstlernamen L’Orange, ans Cottbuser Stadttheater und wurde dort Schauspieler und Regisseur. Hier lernte er die Balletttänzerin und spätere Inspizientin Erika Pohle kennen. Sie wurde seine Muse, nahm später auch seinen Künstlernamen an. Beide lebten in Cottbus zusammen.

Erika Pohle L’Orange ist die Großtante von Andreas Birr. Seine Urgroßeltern waren die Eltern der Großtante.

Georg Betcke mit vermutlich Rosita Fuße, der Nichte seiner Muse Paula L’Orange

Birrs Mutter Rosita Fuße, die Nichte der Tänzerin, lernte Georg Betcke L’Orange noch persönlich kennen und schildert ihn als vornehmen, gut situierten, geselligen und bescheidenen Herrn. Auch erinnert sie sich, wie er immer an seiner Staffelei saß und malte. Meist malte er von Postkarten ab. Eigene Schöpfungen wurden von der Kritik hochgelobt, er wurde mit seinen Werken zu internationalen Kunstausstellungen eingeladen.

Georg Betckes genaues Sterbedatum (1959 oder 1960) ist nicht bekannt. Erika Pohle L’Orange ist am 11.10.2012 in Berlin verstorben. Bei der Auflösung ihres Nachlasses gelangten auch einige Gemälde von Georg Betcke in den Familienbesitz ihrer Nichte.

Nun sei es an der Zeit, sich davon zu trennen. Da kam der Aufruf des Forster Museumsverein gerade recht. „Wir würden uns freuen, wenn wir Ihnen diese Gegenstände überlassen könnten. Wir haben uns schon oft gefragt, was passiert damit, wenn wir mal nicht mehr sind. Es wäre auch zu hundert Prozent im Sinne von Herrn L‘ Orange und meiner Großtante.“, schrieb Andreas Birr an den Museumsverein zurück.

Kristian Schmidt und Frank Henschel bedanken sich mit einem Forster Erinnerungsgeschenk bei Andreas Birr

Die nun nach Forst zurückgekehrten Gemälde sollen als Dauerleihgabe des Museumsvereins einen Platz in der regionalen zukünftigen neuen Museum der Stadt Forst (Lausitz) finden. Kristian Schmidt, Vorsitzender des Museumsvereins, ist dankbar über die Schenkung von Familie Birr. „Viel zu oft werden – meist aus Unkenntnis – historisch wertvolle Kunstgegenstände bei Nachlass-Auflösungen in den Müll entsorgt.“
Der Museumsverein fühlt sich verpflichtet, solche Kunstwerke vor der Vernichtung oder Zerstörung zu retten und für nachfolgende Generationen zu erhalten. Da nimmt man gerne auch mal 1000 km Wegstrecke in Kauf, um diese Güter abzuholen. Und erfährt nebenbei die eine oder andere spannende Biografie ehemaliger Forster Bürger.

Copyright: Museumsverein der Stadt Forst (Lausitz)