Forster Museumsverein im polnischen Zary/Sorau unterwegs

Auf den Spuren der Biebersteiner wandelten beim 89. Geschichtsstammtisch am 28. Juli 2022 rund 60 Besucher und Mitglieder des Forster Museumsvereins. Doch nicht dem Forster Zweig der Dynastie gehörte diesmal die Aufmerksamkeit, sondern der Sorauer Linie, die bis nach Beeskow und Frydlant (Friedland) in Böhmen reichte.

Relief mit dem Wappen der Biebersteiner

Eingeladen zur Besichtigung des Sorauer Schlosses wurden die Besucher aus Deutschland vom polnischen Verein „Region Łużyce – Stowarzyszenie“ (übersetzt etwa Verein Regionale Lausitz), der derzeit die beiden Schlösser, das Bieberstein-Schloss und das benachbarte Promnitz-Schloss, verwaltet und den weiteren Verfall aufhalten möchte. Während sich das Bieberstein-Schloss nach einigem Hin und Her mittlerweile in städtischer Hand befindet, ist das Promnitz-Schloss weiterhin in privater Hand.

Unrühmliches vorläufiges Ende war 2019 ein Brand im der Turmhaube des Bieberstein-Schlosses – genau einen Tag, bevor das Gebäude vom Vorbesitzer in städtisches Eigentum übergehen sollte. Daraufhin zog die Stadt Sorau ihr Kaufangebot zurück. Der Verein Regionale Lausitz sprang ein und übernahm das Schloss, auch um endlich klare Verhältnisse zu schaffen. So wurde innerhalb kürzester Zeit der ausgebrannte Dachstuhl erneuert und das Schloss der Stadt Sorau zum Nulltarif erneut zum Erwerb angeboten.

Erbaut wurde das Bieberstein-Schloss Anfang des 13. Jahrhunderts. Zunächst als einfacher dreigeschossiger Ziegelbau gebaut, erfolgte später ein Umbau im Stile der italienischen Renaissance. Das Promnitz-Schloss wurde Anfang des 18. Jahrhunderts im Barockstil gleich in Nachbarschaft gebaut. Die polnischen Könige und sächsischen Kurfürsten August der Starke und August III. kehrten mehrmals auf ihrer Durchreise nach Warschau hier ein. Berühmtester Bewohner war von 1704-1708 Hofkapellmeister Georg Philipp Telemann.

Der Innenhof des Bieberstein-Schlosses

Schon bei Betreten des Schlosses verschlug es den Besuchern fast den Atem. Beim Anblick des engen Innenhofes schien man sich in die Zeit des Mittelalters zurückversetzt. Auch auf den weiteren Wegen umwehte Einem der Hauch der Geschichte. Dolmetscher Edward Zys und der Vertreter des Vereins Arkadius Gutka gaben unterhaltsam ausführliche Informationen zur Historie der beiden Schlösser. Da die Anlage im II. Weltkrieg fast unzerstört blieb, sind auch noch einige der historischen Decken- und Wandmalereien sowie Stuckarbeiten immer noch sichtbar. Auch wenn von der originalen Inneneinrichtung nichts mehr vorhanden ist, beeindrucken doch die Räumlichkeiten in ihrer Größe. So konnten die Besucher bei dem knapp zweistündigen Rundgang u.a. den ehemaligen kleinen Festsaal, den Raum der Sorauer Gerichtsbarkeit und den Schlossgarten besichtigen.

Decken- und Wandmalerei

Bei einem kleinen Imbiß im Innenhof des Promnitz-Schlosses klang der 89. Geschichtsstammtisch langsam aus. In der Spendenbox des Museumsvereins kam eine Spendensumme von 350,- Euro zusammen, die an den Verein Regionale Lausitz für deren weitere Vereinsarbeit weitergegeben wurde.

Im Innenhof des Promnitz-Schlosses
Es gibt noch viel zu tun…
Ein stiller Beobachter

Der Dank der Teilnehmer geht auch an das Busunternehmen Sommer für die Bereitstellung des Busses sowie an Busfahrer Mario Groeschke.

Der nächste Geschichtsstammtisch am 25. August 2022 enthüllt dann sicherlich wieder das eine oder andere Geheimnis, diesmal die des Forster Stadtfriedhofes.

Fotos: Thoralf Haß