Der 86. Forster Geschichtsstammtisch vom 28. April 2022

Inmitten von Geschichte und Natur – dies erlebten knapp 100 Interessierte während eines geführten Spazierganges zwischen den Gutshäusern Gahry und Trebendorf bei schönstem vorabendlichen Frühlingswetter. Auch privat immer einen Ausflug per Rad oder zu Fuß wert!

Für den Ortsteil Gahry gab Ortsvorsteher Klaus Vatter einen kurzen „Steckbrief“ ab, für Trebendorf tat dies später Norman Schlüter als Bürgermeister der Gemeinde Wiesengrund. Für die Geschichte(n) sorgten Angela Hanschke am Gutshaus Trebendorf und Kristian Schmidt zuvor am Gutshaus Gahry sowie auf dem Spazierweg. All diese Informationen hier wieder zu geben, würde dem Umfang des Artikels sprengen, diese zu erfahren war und ist das Privileg der Teilnehmenden.

Abb. 1: Kristian Schmidt vor der „Bildergalerie“ zu Gahry

Das Herrenhaus in Gahry wurde von 2003-2005 unter denkmalpflegerischer Begleitung restauriert. Wann genau es einst erbaut wurde, ist nicht abschließend geklärt. Eine Skizze aus dem Jahr 1833, zwei Jahre nach dem großen Brand, verweist auf ein „altes und ein neues Schloß“. Ob das alte Schloss noch bis in die Zweiteilung von Gahry in sächsische und brandenburgische Hoheit hineinreicht ist unklar.

1910 kaufte Gneomar von Natzmer (Jun.) das Gutshaus (umgangssprachlich auch Schloss genannt) von der in Geldnöten steckenden Familie Dorendorff. Vermutlich entstanden danach der hintere Anbau, der Schlossteich und die Gestaltung des Parkes begann. Nach 1945 lebten dort Umsiedlerfamilien, von 1952-1978 war das Schulkombinat Gahry im Gebäude untergebracht. Der Hort blieb durchweg bis 2001 im Schloss, die Unterstufe hatte nach 1990-2000 eine nochmalige Schulepisode. Heute gibt es 5 Wohnungen im Schloss, seit 2016 ein Hochzeitszimmer und eine kleine Heimatstube, deren inhaltliche Grundlagen u. a. auch Lehrer wie Georg Unger oder Gerhard Minke legten. Insbesondere Gerda Siegel gestaltete 2005/2006 in mühevoller Arbeit eine Chronik sowie eine kleine Präsentation in der Heimatstube, die heute leider für Besucher geschlossen ist.


Abb. 2: Klaus Vatter zur Episode des „Gahryer Panzerdenkmals“

Von Klaus Vatter wurde kurz die Episode um das ehemalige Gahryer Panzerdenkmal geschildert oder richtiger: Wie Forst zu (s)einem Panzer kam. Ein geschichtlicher Rückgriff.

Auf dem „grünen Weg“ nach Trebendorf gab es neben einigen geologischen Anmerkungen auch den Blick zum „Luttchenberg (Ludkiberg)“, einem alten Gräberfeld aus der Bronzezeit, seit 2007 eingetragenes Bodendenkmal.

Für das Gutshaus Trebendorf und die Begräbnisstätte deren von Natzmer im Trebendorfer Schlosspark wartete Angela Hanschke mit einer Vielzahl interessanter Informationen auf.
Dies begann mit der Historie des immer zur brandenburgischen Enklave Cottbus-Peitz gehörenden Rittergutes bis zum Kauf des Besitzes durch Gneomar von Natzmer (Sen.) im Jahr 1876. Dessen Tochter Charlotte von Hadeln, geb. Natzmer, schilderte in ihrem Buch „In Sonne und Sturm“ (1935) ihre Kindheitserinnerungen im elterlichen Schloss, u. a. die Spiele mit den Kindern von der Kilian`schen Wassermühle oder Episoden des Schöpfens von Osterwasser aus den Quellen des Schlossparkes. Auch Bilder ihrer späteren Hochzeit oder das Treffen des „Königin Luise Bundes“ waren zu sehen. Ebenso Aufnahmen vom Kellergewölbe im alten Herrenhaus, den Schnitzereien von Gneomar von Natzmer bis hin zum Verweis auf einen präparierten Elefantenkopf im alten Treppenhaus, u. v. m.


Abb. 4: Angela Hanschke vor dem Gutshaus Trebendorf

Auch in Trebendorf wohnten nach 1945 Umsiedlerfamilien im Schloss, einige private Mieter blieben. Ebenso fand der Kindergarten zunächst hier sein Domizil, es folgten diverse Nutzungen der ehemaligen Räume für die Gemeinde, von der Jagdgenossenschaft bis zu den „Zamperern“. Auch eine Heimatstube war in den Räumen eingerichtet, die heute ebenso geschlossen ist, wie der Zugang zum ehemaligen Herrenhaus selbst. Es wird seit Jahren ein Interessent gesucht, der das Schlossgebäude sinnvoll entwickeln kann.

Abb. 5: Die Begräbnisstätte deren von Natzmer

Während des Rundganges war es angenehm zu hören, dass es junge Leute gibt, die die Heimatstuben ihrer beiden Ortsteile und die dazu gehörende Geschichtsfindung wieder schrittweise aufleben lassen möchten. Dabei zählt nicht ob man ein Zugezogener oder ein Alteingesessener ist, sondern gemeinsame Initiative und Aktivität.

Zum Abschluss präsentierte Frank Owczarek im Gutshaus Gahry ein Gästebuch derer von Natzmer aus den Jahren um 1930/1940. Ein seltener Einblick, der sicher auf eine weitere Aufarbeitung wartet.

Abb. 6: Hinter dem Gutshaus, Blick zur ehemaligen Trebendorfer Wassermühle

Von den spendewilligen Besuchern dieses Stammtisches wurden 167,70 Euro in die Spendenbox gesteckt. Wir bedanken uns für diese besondere Geste. Dieses Geld wird für unser Projekt, die Restaurierung eines Bildes von Otto Nagel verwendet, zu der wir als Verein 770 Euro Eigenanteil aufbringen müssen.
Es sei nochmals allen Beteiligten und Unterstützern gedankt, die für das Gelingen dieses Stammtisches beitrugen, insbesondere Klaus Vatter, den beteiligten Referenten vor Ort, Frank Henschel für die Fotos, aber auch Jörg Pazzig mit Unterstützerin für die bereitgestellten Erfrischungen.

Kristian Schmidt
Vorsitzender Museumsverein Forst (Lausitz)

Fotos: Frank Henschel